Einem Informatiker streuben sich die Nackenhaare, wenn ein Programm so programmiert ist, dass Abläufe hard coded sind. So interessiert mich schon seit Jahren die Technologie des Europäischen Installationsbusses (EIB) oder KNX, wie der Standard heute heißt. Dort lassen sich Schalter beliebig umprogrammieren und noch mehr.
Um das Thema nun mal etwas zu vertiefen, habe ich mir also diverse Prospekte von den bekannten Firmen besorgt und über eine einschlägige Website die Telefonnummer von Herrn Berg heraus gesucht, der sein Büro in der Eckernförder Straße in Kronshagen(!) hat. Herr Berg hat sich auf die Planung von KNX-Systemen spezialisiert und wir vereinbaren einen Termin bei ihm zu Hause in Altenholz-Stift.
Mit einigen Mühen konnte ich Wonny überzeugen mitzukommen und so betätigen wir also gegen 20:00 die KNX-Klingel eines Reihenhauses aus den 80ern. Wie wir nachher sehen, wurde hier schon ein Foto von uns gemacht, wie von jedem anderen, der heute dort geklingelt hat.
Herr Berg öffnet uns die Haustür und wir erfahren, dass das Licht in der Diele per Bewegungsmelder langsam hochdimmt, wenn sich dort jemand befindet. Wenn keiner mehr in der Diele ist, dimmt das Licht über einige Minuten wieder langsam runter. So merkt man im durch Glastür verbundenen Wohnzimmer nicht, dass das Licht ausgeht. Überhaupt werden bis auf Wohn- und Schlafzimmer nirgendwo mehr Lichtschalter betätigt, das intelligente Haus weiß, wann man wo Licht braucht.
Im Wohnzimmer gibt es vier definierte Lichtszenen (Empfang, Lesen, TV und Reinigung), die entsprechend verschiedene Lichter auf einen bestimmten Helligkeitswert regeln. Dann der Hammer: bei der TV-Szene fährt aus einer selbst gezimmerten Gipskarton-Box der LCD-Fernseher motorgesteuert nach oben. Klar, dass man die Programme auch per iPhone steuern kann, wie auch die Lichter im ganzen Haus.
Herr Berg stellt den Griff der Terassentür auf Horizontal-Stellung und im Garten geht das Licht an – abgefahren! Natürlich wird auch Jalousie und Heizung über den Hausbus gesteuert. Wenn jemand über längere Zeit das Fenster auflässt, regelt die Heizung runter.
Und jetzt kommt’s: auch der Wecker ist an den Bus angeschlossen. Eine halbe Stunde vorm Aufstehen regelt die Handtuchheizung im Bad hoch. Und damit beginnt der Tagmodus, in dem bspw. das Licht in der Diele höher dimmt als im Nachtmodus. Herr Berg klagt, dass er es noch als problematisch empfindet, den Übergang zum Nachtmodus zu bestimmen; schließlich gibt es keinen Wecker, der die Nacht einleitet. Daher erwägt der findige Ingenieur nun, Gewichtssensoren in sein Bett einzubauen; wenn beide drin liegen, ist Nacht – Fuchs muss man sein.
In der Küche steht ein Eee-PC als Touch-Screen-Variante. Dort wird neuerdings auch der Einkaufszettel eingehackt. Denn wenn man mal wieder im Laden steht und eben diesen vergessen hat, reicht bei Bergs ein Anruf mit dem Handy und schon erhält man den Einkaufszettel per SMS.
Fazit also: Ich bin begeistert, kann ein Ingenieur denn schöneres Spielzeug finden? Wonny allerdings ist irgendwie noch nicht wirklich überzeugt – seltsam, aber man muss vielleicht auch zugeben, dass noch nicht alles an seiner Konfiguration perfekt funktionierte und genau die zwei Dinge, bei denen Wonny dann nachhakte, Unzulänglichkeiten aufwiesen – ein derber Rückschlag in meiner Überzeugungsarbeit. Trotzdem konnte man Wonny ein bisschen fangen mit den Rauchmeldern, die sich den Alarm weitergeben oder den Panik-Schalter, der überall Licht anmacht. Ich stehe ja mehr auf den Zentral-Aus-Schalter neben der Haustür. Übrigens weist ein Display neben der Haustür auch darauf hin, ob noch irgendwo Fenster auf sind – nie wieder Regen-durchtränkte Teppiche…